Konjunktur Statistik
Gerd Altmann, Pixabay

PressemitteilungSchwäbisches Handwerk auf holprigem Erholungskurs

Konjunkturumfrage: Unternehmen bleiben in der Mehrheit zuversichtlich

 

(koh) Bislang hat das schwäbische Handwerk die pandemiebedingten Krisenfolgen vergleichsweise gut gemeistert. Die aktuellen Ergebnisse aus dem Konjunkturbericht für das 3. Quartal zeigen Licht, aber auch Schatten. Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben (HWK): „Positiv zu vermelden ist, dass die Zufriedenheit mit der eigenen Geschäftslage weiter gestiegen ist, auch wenn das Plus nur moderat ausfällt.“ So bewerten quer über alle Branchen 80 % der Firmen ihre aktuelle Lage mit gut oder befriedigend. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als noch in der letzten Umfrage von vor drei Monaten. Die Betroffenheit durch die Corona-Krise variiert aber relativ stark von Gewerk zu Gewerk. Wagner weiter: „Wichtig für das Handwerk ist, dass wir die Binnenwirtschaft am Laufen halten. Daher setzen wir uns dafür ein, dass die Mehrwertsteuersenkung verlängert wird.“

 

Vorkrisenniveau noch nicht erreicht

Aufschlussreich ist der Vergleich mit den Vorjahreswerten aus dem 3. Quartal 2019. Damals lag der Anteil der zufriedenen Betriebe bei 94 %, also um 14 Prozentpunkte höher. Die schwäbischen Handwerks­unternehmen sind zwar auf Erholungs- und Aufwärtskurs, das Vorkrisenniveau ist aber noch lange nicht erreicht. Die Umsatzentwicklung hat allerdings deutlich an Schubkraft gewonnen. So verzeichnen laut aktueller Umfrage zwar noch 26 % der Betriebe ein Umsatzminus, im Vergleich zum Vorquartal ist das allerdings eine deutliche Verbesserung. Vor drei Monaten waren es noch im Schnitt 44 %, die rückläufige Umsätze meldeten. 

 

Bau und Ausbau zufrieden

Im Bauhauptgewerbe, also bei Maurern oder Zimmerern, ist die Stimmung kaum zu toppen. 98 % der befragten Unternehmen geben an, mit ihrer wirtschaftlichen Lage zufrieden zu sein. Auch bei den Ausbauhandwerkern laufen die Geschäfte rund (88 %). Doch die Krisenfolgen sind auch hier spürbar. In beiden Gewerbegruppen - Bau wie Ausbau - sind die Auftragsbücher zwar weiterhin gut gefüllt. Die Aufträge reichen im Schnitt für 12 Wochen im Bau- und knapp 11 Wochen im Ausbausektor (Durchschnitt rd. 9 Wochen). Im Vergleich zum Vorquartal sind die Reichweiten jedoch um rund eine Woche gesunken. Dank niedriger Zinsen und eines erfreulich robusten Arbeitsmarktes bleibt die Nachfrage nach Bauleistungen hoch, auch wenn manche Vorhaben aufgeschoben oder gestrichen wurden.



Stockende Erholung in anderen Handwerksbranchen

Das Kfz-Handwerk kann nur in Teilen vom Konjunkturpaket der Bundesregierung profitieren, das mit hohen Kaufprämien die Elektromobilität fördern möchte. Doch viele Verbraucher und auch Firmen schieben trotz Mehrwertsteuersenkung den Neukauf eines Autos zeitlich nach hinten. Waren vor einem Jahr noch 96 % der Unternehmen im Kfz-Handwerk mit ihrer Geschäftslage zufrieden, so sind es aktuell lediglich 73 %. Bei den gewerblichen Zulieferern ist die Zufriedenheit ähnlich stark gesunken (von 91 % auf aktuell 71 %). Als verlängerter Arm der Industrie leiden sie besonders unter der gesunkenen Exportnachfrage und der schwächelnden Autokonjunktur. Unter allen Handwerksbranchen am stärksten getroffen sind jedoch die verbrauchernahen Dienstleister wie Friseure, Fotografen oder Optiker. Nur gut jeder zweite Betrieb (56 %) zeigt sich mit seiner Geschäftslage zufrieden. Während der Onlinehandel gut läuft, tun sich Laden­handwerker weiterhin schwer, Auftragseinbrüche aus dem Frühjahr zu kompensieren. Eine Ausnahme bilden die Lebensmittelhandwerke, von denen mittlerweile der Großteil (87 %) wieder positiv gestimmt ist.



Leicht zuversichtlicher Ausblick

Auf die kommenden Monate blicken die Handwerksunternehmen zwar mit einem gewissen Optimismus, doch die Erwartungen sind insgesamt gedämpft. Dass sich ihre wirtschaftliche Situation bessert, das glauben 12 % der Betriebe. Eine Mehrheit von 70 % der Unternehmen geht davon aus, dass sich an ihrer Geschäftslage nichts Wesentliches ändern wird. Eine Verschlechterung befürchten 18 %. Der Anteil der pessimistischen Stimmen ist etwas geringer geworden, bei der letzten Umfrage vor drei Monaten lag der Vergleichswert bei 22 %. Besonders skeptisch äußern sich die gewerblichen Zulieferer und Dienstleister, aber auch für die verbrauchernahen Gewerke dürfte der wirtschaftliche Aufholprozess noch länger dauern. Trotz aller Schwierigkeiten will die überwiegende Mehrheit der Betriebe an ihren Mitarbeitern festhalten
(83 %) oder sogar zusätzliches Personal einstellen (6 %). Nur eine Minderheit von 11 % befürchtet einen Stellenabbau.

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