PressemitteilungHandwerk: Zuversicht, aber auch blanke Existenznot
Konjunkturumfrage: Vorsichtiger Optimismus für die kommenden Monate
(koh) Die Mehrheit der Handwerksunternehmen ist bislang vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Doch das darf den Blick nicht darauf verstellen, dass gleichzeitig jeder vierte Betrieb durch die Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie das erste Quartal 2021 mit einer schlechten Bilanz abschließt. Dazu sagt Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben (HWK): „Unsere notleidenden Handwerksbetriebe, die völlig unverschuldet in eine finanzielle Schieflage geraten sind, brauchen weiterhin passgenaue finanzielle Unterstützung. Die Wirtschaftspolitik darf sich aber nicht in kurzfristigen Maßnahmen zur Abfederung der Pandemiefolgen erschöpfen. Was es nun braucht, ist ein mutiger und beherzter Masterplan, wie die Wirtschaft und allen voran das Handwerk aus der Krise heraus wieder durchstarten kann.“
Deutliche Ungleichgewichte zwischen den Branchen
Quer über alle Branchen sind rd. drei Viertel der befragten Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden, ähnlich viele wie im Vorquartal. Ein Viertel bezeichnet seine Lage als schlecht. Zwischen den einzelnen Branchen schwanken die Zufriedenheitswerte jedoch enorm. Die Bau- und Ausbaugewerke präsentieren sich weitgehend krisenfest. Über 90 % bewerten ihre Geschäfts-lage als positiv. Bei den Zulieferern und Unternehmen des gewerblichen Bedarfs ist die Stimmung nach zum Teil schweren Einbrüchen wieder deutlich besser, da die Zeichen in der Industrie auf Aufschwung stehen. Entsprechend äußern sich 86 % zufrieden. Im Gegensatz dazu ist die Lage im Lebensmittel- und Kfz-Handwerk und insbesondere bei den verbrauchernahen Dienstleistern weiterhin angespannt, zum Teil sogar existenzbedrohend. Über Wochen und Monate hinweg geschlossene Geschäfte und Autohäuser, insgesamt weniger Kundenfrequenz und hohe Aufwendungen für den Infektionsschutz lassen die Zufriedenheitswerte sinken. So ist bei den Dienstleistungsgewerken wie den Optikern, Fotografen, Friseuren oder Kosmetikern aktuell lediglich knapp jeder zweite Betrieb mit seiner Lage zufrieden. Immerhin hat sich der Anteil der positiv Gestimmten bei den Dienstleistern im Vergleich zum Vorquartal um knapp 10 Prozentpunkte erhöht.
Wagner mahnt: „Nach der Corona-Krise müssen wir den Betrieben genügend Luft zum Atmen lassen und dürfen den wirtschaftlichen Re-Start nicht durch hohe Belastungen abwürgen. Vor allem müssen wir die Sozialversicherungsbeiträge strikt unter 40 % halten. Die finanziellen Pandemielasten dürfen nicht einseitig Handwerk und Mittelstand aufgebürdet werden. Unsere Betriebe brauchen ausreichend finanzielle Spielräume für Investitionen, z.B. in digitale Technologien, zumal die Eigenkapitaldecke in der Krise stark geschrumpft ist. Auch die Ausbildung wird wieder verstärkt in den Fokus genommen werden, um genügend Fachkräfte heranzubilden. Eine Generation an Bildungsverlierern darf es nicht geben.“
Kraftlose Umsatzentwicklung, aber wieder mehr Aufträge
Die Umsatzentwicklung bleibt ohne Schwung. So berichten lediglich 16 % der Unternehmen über ein Plus, 43 % melden dagegen Einbrüche. Während Bau- und Ausbaufirmen auch in dieser Hinsicht vergleichsweise gut ins Jahr 2021 gestartet sind, bleibt die Dynamik im Kfz-Handwerk sowie den konsumnahen Gewerken gering. Der Blick auf die Entwicklung der Auftragseingänge lässt dagegen Zuversicht aufkommen. Knapp jeder vierte Betrieb meldet ein Plus an Neu-aufträgen. Das sind 7 Prozentpunkte mehr als noch im Vorquartal. Auch die Auftragsbücher der Unternehmen füllen sich wieder stärker. Mit 9,5 Wochen liegt die Reichweite der Auftragsbestände deutlich über dem Wert des Vorquartals bzw. Vorjahrs mit etwas über 8 Wochen. In den Bau- und Ausbauhandwerken liegen die aktuellen Reichweiten bei 14,3 bzw. 12,4 Wochen und damit sogar um über 2 Wochen höher als im Vorquartal (11,6 bzw. 10,1 Wochen).
Wachsende Zuversicht
Unter den befragten Handwerksunternehmen macht sich zunehmend Hoffnung breit. So geht fast jeder vierte Betrieb davon aus, dass sich seine wirtschaftliche Situation im nächsten Quartal verbessern wird. Vor drei Monaten, zum Zeitpunkt der letzten Umfrage, waren es nur 8 %, die optimistisch in die Zukunft blickten. Von einer Verschlechterung gehen 15 % der Firmen aus. Damit hat sich der Anteil der pessimistischen Stimmen gegenüber dem Vorquartal mehr als halbiert. Aufgehellt haben sich die Erwartungen für die Entwicklung von Umsätzen und Neuaufträgen. Mit steigenden Umsätzen rechnet jeder dritte Betrieb, weitere 50 % gehen von gleichbleibenden Umsätzen aus. Lediglich jedes sechste Unternehmen kalkuliert ein Minus ein. Die Prognosen für die Auftragseingänge klingen ebenfalls vielversprechend. Die überwiegende Mehrheit der Firmen will an ihren Beschäftigten festhalten (81 %) oder sogar zusätzliche Stellen schaffen (10 %). Lediglich 9 % befürchten einen Personalabbau.