PressemitteilungAusbildungsmarkt im schwäbischen Handwerk erholt sich
Bis Dezember Start in die Ausbildung möglich
Im Ausbildungsjahr 2021/2022 festigt sich der Markt, erreicht jedoch in den meisten Regionen nicht das Niveau von 2019. Das Jahr 2020 ist für einen Vergleich nur bedingt geeignet, da wegen Corona eine absolute Sondersituation herrschte. Aktuell ist noch Bewegung zu sehen, denn es werden immer noch Ausbildungsverträge abgeschlossen. Der Einstieg ist noch bis Weihnachten möglich.
Zum 30. September 2021 sind bei der HWK Schwaben 3.797 neue Verträge registriert. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Plus von 0,3 Prozent. Realistischer ist es, die Zahlen des Jahres 2019, als Corona noch kein Thema war, für die Bewertung des Marktes heranzuziehen. Hier ergibt sich ein Minus von 5,8%.
„Wir stellen fest, dass die Wirtschaft wieder Fuß fasst. Dennoch ist noch Luft nach oben. Doch wir setzen darauf, dass sich mit zunehmender Berufsorientierung in Präsenz die Abschlüsse weiter nach oben bewegen. Denn die in der Regel personalintensiven Handwerksbetriebe suchen dringend Nachwuchskräfte“, kommentiert Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben, dieses Ergebnis.
Bei der regionalen Analyse zeigte sich, dass es ein deutliches Stadt-Land-Gefälle gibt. Das Minus in den Städten fällt deutlich höher aus. Wir gehen davon aus, dass auf dem Land die Kontakte, die Netzwerke und die nachbarschaftliche Unterstützung besser funktionieren und die fehlende Berufsorientierung abgefedert haben. In den städtischen, anonymeren Strukturen waren die Jugendlichen bei der Ausbildungsplatzsuche daher im Nachteil.
Immer noch rund 700 Ausbildungsplätze in der HWK-Lehrstellenbörse
Für den aktuellen Einstieg sind in allen Regionen noch Ausbildungsplätze im Angebot. Es lohnt sich daher der Blick in die Lehrstellenbörse der HWK Schwaben www.lehrstellenboerse-schwaben.de. Auf der Suche sind Betriebe der Bau- und Ausbaubranche, hier wird vor allem nach Beton- und Stahlbetonbauern, Maurern, Zimmerern, Anlagenmechanikern SHK und Elektronikern. Im Metallhandwerk sind Metallbauer sowie Land- und Baumaschinenmechatroniker gefragt. Bedarf besteht immer auch an Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk und bei Bäckern, Fleischern und Konditoren. Gesucht werden auch Azubis in den Gesundheitsberufen wie z. B. Augenoptiker. Somit gibt es für Jugendliche, die noch nicht versorgt sind viele Möglichkeiten.
Erstausbilder nahmen trotz Corona zu
Erneut hat sich die Zahl der Betriebe, die das erste Mal ausbilden, erhöht. „Dass Unternehmen in Krisenzeiten den Mut haben, in die Ausbildung einzusteigen, ist eine sehr große Leistung. Die Betriebe agieren zukunftsorientiert und wollen sich ihre Fachkräfte von morgen sichern“, so Wagner. Viele Firmen betreiben eine weitsichtige Personalpolitik. Ebenso rückt inzwischen stärker ins Bewusstsein der Unternehmen, dass Mitte des nächsten Jahrzehnts die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und ein großes Loch in die Stammbelegschaften reißen werden.
Regionale Aspekte in den Regionen Augsburg, Allgäu, Nord-Westschwaben
Der Branchenmix in der Ausbildung ist in allen Regionen wie in den Vorjahren ausgeglichen. Die Anteile der verschiedenen Gewerke haben sich nicht verändert. Den größten Anteil hat in allen Regionen die Elektro- und Metallbranche, gefolgt von den Bau- und Ausbauhandwerken. In 100 von insgesamt 130 handwerklichen Ausbildungsberufen wurden Verträge geschlossen, eine erfreuliche Zahl, die zeigt, dass der Blick der Jugendlichen sich weitet.
Region Augsburg:
Der Agenturbezirk Augsburg hat gegenüber 2020 ein leichtes Minus von -1 % zu verzeichnen, das Minus im Vergleich zu 2019 beträgt -8%. Jedoch ist das Ergebnis durch die gesunkenen Vertragszahlen der Stadt Augsburg geprägt. Gewinnerberufe dieser Region sind Bäcker, Bürokaufleute, Elektroniker, Zimmerer und Schreiner, wogegen Fahrzeuglackierer, Zahntechniker, Lebensmittelfachverkäufer und Augenoptiker Einbußen hinnehmen mussten.
Region Allgäu:
Mit einem Plus sowohl im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019 (1,3%) als auch zu 2020 (3,1%) überrascht der Agenturbezirk Kempten-Memmingen positiv. Bis auf die Städte Kaufbeuren und Kempten wurden in allen Landkreisen und Kommunen mehr Ausbildungsverträge geschlossen. Die Vernetzung in der ländlichen Region hat Corona standgehalten. Ein Blick auf einzelne Berufe zeigt Zunahmen bei den Steinmetzen, Fleischern, Anlagenmechanikern und Konditoren, weniger Verträge sind bei den Dachdeckern, Klempnern, Metallbauern und Lebensmittelfachverkäufern zu verzeichnen.
Region Nord-Westschwaben:
Von den schwäbischen Regionen schneidet der Agenturbezirk Donauwörth am schlechtesten ab, dies sowohl im Vergleich zu 2019 (-12 %) als auch zu 2020 (-1,8%). Einzig der Landkreis Donau-Ries erholt sich mit plus 18% im Vergleich zu 2020. Schaut man auf einzelne Berufe, verzeichnen Steinmetze, Fleischer, Fahrzeuglackierer, Zweiradmechatroniker und Friseure Zuwächse, Fotografen, Klempner, Automobilkaufleute, Kaminkehrer und Augenoptiker haben niedrigere Vertragszahlen.
Nachvermittlung im Herbst wurden gut angenommen
In der Coronazeit wurde wieder auf ein bewährtes Instrument zurückgegriffen, das an Bedeutung verloren hatte. Verschiedene Nachvermittlungsaktionen haben gezeigt, dass die Jugendlichen interessiert die Beratung der Teams aus Kammern und Agentur für Arbeit angenommen haben. Auch hier wurde noch im Herbst die Basis für weitere Vertragsabschlüsse geschaffen.
Handwerkskammer bietet vielfältige Unterstützung für 2022 an
„Nach der Vermittlung ist vor der Vermittlung“, sagt Anette Göllner, Leiterin der Berufsausbildung bei der HWK Schwaben. „Deshalb stellen wir jetzt schon die Weichen für das Ausbildungsjahr 2022. Ab sofort startet auch die Praktikumsphase und wir ermuntern die Schulen, dies bei ihren Schülerinnen und Schülern ins Bewusstsein zu rücken.“ Die HWK Schwaben verfügt über eine eigene Praktikumsbörse (www.praktikumsboerse-schwaben.de), in der bereits über 700 Angebote eingetragen sind. Bei Bedarf steht das Nachwuchswerbeteam, vor allem die Passgenauen Besetzer, den Jugendlichen zur Seite. Diese kostenlose Leistung für Betriebe und Azubis wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und kofinanziert aus dem Europäischen Sozialfonds.
Ebenso empfehlen wir unsere Nachwuchswerbekampagnen „Macher gesucht“ (www.lehrlinge-fuer-bayern.de) sowie die Imagekampagne (www.handwerk.de), die fundierte Infos zu allen Berufen anbieten. Tipps für Eltern gibt auch die Kampagne Elternstolz ( www.elternstolz.de ), die vom Bayerischen Wirtschaftsministerium, den bayerischen Handwerkskammern und IHKn getragen wird.